IronMan Kanada Penticton 26.08.2012 |
Wie so häufig begann der IRONMAN Renntag im schönen kanadischen Penticton um 4 Uhr morgens nach einer unruhigen Nacht. Da hier noch das so genannte „Body-Marking“ praktiziert wird, bin ich nach einem kleinen Frühstück bestehend aus einem Müsli und zwei Bagels in den Startbereich marschiert und habe mir meine Startnummer auf Arme und Beine malen lassen. Dann ging’s noch mal kurz zum Rad, um die Flaschen anzubringen und die Reifen aufzupumpen. Die restliche Zeit bis zum Start verging dann wie im Flug mit Neo anziehen, in der Startbereich wandern und warm schwimmen. Das Wetter war gut, fast kein Wölkchen am Himmel, aber ein ordentlicher Nordwind. Da sich der Okanagan See und somit die Schwimmstrecke im Wesentlichen in Richtung Norden erstrecken, war das Wasser sehr kabbelig und wellig. Dazu kamen die fast 3000 Starter. Bei diesem Anblick verging mir die Lust auf’s Schwimmen gänzlich. Dementsprechend und erwartungsgemäß verlief das Schwimmen: Verglichen mit anderen Rennen wurde zwar sehr „rücksichtsvoll“, d.h. ohne absichtliche Brutalität geschwommen, aber es war einfach zu voll, um einen Platz zum freien Schwimmen zu finden. Ich hatte ständig Füße vor und Arme neben mir. So habe ich mich meinen Schicksal ergeben und bin im Schwarm mitgeschwommen und habe hin und wieder eine Kelle Wasser von einem Nebenmann oder einer unvorhergesehenen Welle geschluckt. Nach knapp 1 Stunde und 10 Minuten waren die 3860m hinter mir, endlich! In der Wechselzone war viel Betrieb, sodass ich außer einer Stripperin (das ist eine Dame, die mir aus dem Neo hilft, nix anderes!) keine Hilfe hatte und meinen Krempel in dem Gewühle selbst wieder in den Wechselbeutel verstauen musste. Aber egal. Ab auf’s Rad und raus aus Penticton Richtung Osoyoos. Hier hat der Nordwind kräftig geschoben, sodass ich trotz ein paar hundert Höhenmetern nach 1,5 Stunden die ersten 60 km hinter mir hatte. Jetzt ging’s gemütlicher den Richter Pass hinauf (knapp 400 Hm). Kurz vorm Gipfel habe ich Rene von unserer Reisegruppe eingeholt. Eigentlich ist er der stärkere Fahrer, aber eine kurze Unterhaltung ergab, dass es ihn in einer Verpflegungsstation bei einer Kollision geschmissen hatte und er nun mit Schmerzen im Rippenbereich zu kämpfen hatte. Auf der nachfolgenden Abfahrt schnurrten meine Aero-Laufräder mit rund 70km/h durch den Gegenwind. Rene’s Scheibe bot dem Wind aber offensichtlich noch weniger Widerstand, sodass er noch einmal an mir vorbeiziehen konnte, bis ich ihn dann auf der welligen und windigen Strecke nach Keremeos hinter mir ließ. Von Keremeos ging’s dann in welligem Gelände hinauf zum Yellow Lake und ständig drückte der Nordwind von vorne. Vor dem Beginn der abschließenden Abfahrt standen Tina und Theo und haben mich angefeuert, woraufhin ich auf der Abfahrt entlang dem Skaha Lake zurück nach Penticton noch mal kräftig Druck gemacht habe: Kette rechts und voller Krafteinsatz, damit auf diesem steilen bergab Stück trotz Gegenwind noch 60 km/h drin sind. Trotz der Anstrengung habe ich die Radfahrt durch die wunderschöne Landschaft sehr genossen und nach 5 Stunden und 6 Minuten lagen die 180 Radkilometer hinter mir, aber der Marathon vor mir. Die Laufstrecke verlief nach einer kleinen Schleife ebenso wie die Radstrecke in Richtung Süden, sodass auch hier auf der ersten Hälfte der Nordwind kräftig angeschoben hat. Nach ein paar kleinen Buckeln läuft man entlang dem Skaha Lake. Nach der Radbelastung waren meine Beine allerdings nicht mehr ganz so locker, sodass ich für eine Meile knapp 8 Minuten brauchte. Außerdem meldete sich meine im letzten Winter verletzte Wadenmuskulatur bereits auf den ersten 10 Laufkilometern mit Krämpfen, sodass ich versuchte, eine Schonhaltung einzunehmen. Das quittierte das zugehörige Knie aber sehr bald mir Protestschmerzen, sodass ich mich schon gehend statt laufend sah. Aber nein, durch den Belastungswechsel der kleinen Buckel bis zum Skaha Lake und viel Trinken wurde alles gut und ich habe nichts mehr gespürt. Entlang dem Skaha Lake verlief der Kurs für einige Kilometer flach, bevor dann ca. 5 km vor dem Halbmarathonwendepunkt einige giftige Hügel zu bezwingen waren. Das hat noch mal kräftig Körner gekostet und weil ich ja weiß, dass mein Magen bei Überlast gerne mal Probleme bereitet, habe ich ein wenig Tempo herausgenommen. Am Wendepunkt waren Tina und Theo. Freude! Und so ging’s den gleichen Weg zurück nach Penticton, nur diesmal gegen den Wind. Das hat das Tempo noch mal ein wenig reduziert und ich muss zugeben, die letzten 5 Meilen waren eine harte Geduldsprobe, weil ich einfach keine Lust mehr zum Laufen hatte. Glücklicherweise sind ein paar Wolken aufgezogen, sodass ich nicht mehr so sehr auf die Kühlung achten musst, die bis dahin aus Eisbeuteln unter meiner Laufkappe und vielen nassen Schwämmen bestand. Zu diesem Zeitpunkt war es ziemlich einsam auf der Strecke. Außer einem Craig (so sein Name auf der Startnummer), der recht wortkarg war, war vor und hinter mir niemand zu sehen. Einerseits beruhigend, andererseits auch wenig motivierend. Und irgendwann war dann die letzte Meile erreicht. Da gab Craig noch mal richtig Gas und ich konnte oder wollte nicht nachsetzen. Warum auch, er ist ja nicht mal in meiner Alterklasse gewesen. Ungefähr 1 km vor dem Ziel war noch mal ein Wendepunkt und da sah ich, dass ein Japaner wie aus dem Nichts mit verbissenem Gesicht nur 100-200m hinter mir war und dann auch noch in meiner Alterklasse! Also habe ich die müden Knochen noch mal in Schwung gebracht. Puls 140, 145, 150, mehr ging nicht, aber es hat gereicht. Nach 3 Stunden und 31 Minuten lag auch der Marathon hinter mir. Der Japaner kam eine Minute nach mir im Ziel an, sodass ich meinen 4. Platz in der Altherrenklasse der 45-49 jährigen halten konnte und immerhin einen Gesamtplatz 55 von den angeblich fast 3000 Startern erreichen konnte. Im Ziel habe ich mich direkt auf die Massagebank legen lassen und nach einer halben Stunde Kneterei konnte ich mich auch schon wieder ganz gut unter Schmerzen bewegen. Draußen am Massagezelt wartete bereits Tina und hat mich im Hotel wieder in einen gesellschaftsfähigen Menschen verwandelt. Danach gab es ein dickes Eis! … ach ja, da in meiner Alterklasse fünf Startplätze für die Ironman-Worldchampionship auf Hawaii vergeben werden, ist der nächste Wettkampf schon in Planung: 13. Oktober 2012, Kailuna Kona, Hawaii. Rennbericht folgt … |